GESCHICHTE

Der Frauenverein Walkringen wurde am 15. April 1928 gegründet.

An der ersten Versammlung waren 34 Frauen und Töchter aus der ganzen Gemeinde anwesend.

Im Gründungsprotokoll wurde der Zweck dieses Vereins aufgeführt:

Der Zweck des zu gründenden Frauenvereins sei, führt Frau Zürcher an:

  1. Den Armen in der Gemeinde, die sich nicht dafürhalten,
    von der Gemeinde Unterstützung zu verlangen, zu helfen.
  2. Die Frauen und Töchter in ihrem Berufe zu beraten,
    zu fördern und zu heben.
  3. Gemeinnützige Einrichtungen, wie Mädchenfortbildungsschulen, allerlei Kurse und Vorträge zu gründen und zu veranstalten.

Der Mitgliederbeitrag von 1928 wird auf Fr. 2.– festgesetzt.


Hier ein kleiner Ausschnitt aus den Tätigkeitsprogrammen der ersten zehn Jahre:

  • Es wird beschlossen im Winter 1929/30 einen Weissnähkurs abzuhalten und im Frühjahr 1930 einen Garten- und Gemüsebaukurs.
  • Am Schulfest im Frühjahr 1938 wurde der vorgesehene Blümlitag veranstaltet, der auch diesmal dem Verein einen schönen Reingewinn brachte.
  • Zum geplanten Vereinsausflug nach dem Blausee meldeten sich ca. 30 Mitglieder an, und bei ganz schönem Wetter wurde das Reisli gemacht.
  • Der Knabenkleidermachkurs konnte wie schon erwähnt mit Erfolg durchgeführt werden.
  • Für den zur Durchführung vorgeschlagene Backkurs konnten sich die Vereinsmitglieder nicht entschliessen. Grund: teurer Kurs.

Nebst diesen Tätigkeiten waren auch das Stricken und Nähen für die ärmeren Leute und Familien in der Gemeinde eine wichtige Aufgabe. Oder es wurden nach einem Unwetter, bei welchem viele Gemüsesetzlinge vernichtet wurden, Setzlinge durch den Frauenverein gesammelt und an die betroffenen Familien verteilt. 


1958 feierte der Frauenverein Walkringen das dreissig jährige Jubiläum.

 

Dabei schaute die Präsidentin auf die Verdienste des Vereins zurück:

Der Frauenverein…

Damit wurden die Grundsteine gelegt für viele soziale Einrichtungen, welche heute als unverzichtbar gelten. Die damalige Gemeindeschwester ist heute als Spitex bekannt und die Säuglingsberatungsstelle als Mütter- und Väterberatung.

Ausschnitte aus dem Protokoll der HV 1967:

«Ein regenreicher Tag ist für unsere HV bestimmt.

Die Exkursion in die Porzellanfabrik war interessant und gemütlich.

Die Präsidentin sagt mit Recht, es sei für uns Frauen das beste Mitteli sich ab und zu eine Abwechslung zu gönnen. Sich einmal von der vielen Arbeit zu lösen.»

 

Und so wurden über die folgenden Jahre verschiedenste Reisen und Besichtigungen unternommen, wie in die Stadtgärtnerei in der Elfenau und ins Bundeshaus, in die Strafanstalt Bellechasse oder die Tela-Serviettenfabrik, die Besteckfabrik Sola, die Orchideenkultur im Selegermoos oder die Schoggifabrik Tobler in Bern. Bei all diesen Reisen durften natürlich der Kaffee- und Zvierihalt nicht fehlen.

 

Auch die Vielfalt der Kurse über die Jahre hinweg ist beeindruckend. Hier nur eine kleine Auswahl:

1970 fand ein Kurs zur Einführung ins Frauenstimmrecht statt, auch ein Kurs über Ehe- und Erbrecht wurde durchgeführt, dazu all die Kurse zum Erlernen von handwerklichen Fähigkeiten wie Trachtennähkurs, Töpfern, Peddigrohr Kurs, Topfpflanzenkurs, Webkurs, Nordisch-Schlafkurs, Krippenfiguren, Trachtenkurs, Apfelkurs, Kinderkleidernähkurs, usw.

 

Ferner beinhaltete das Tätigkeitsprogramm auch immer wieder Tombolas, Basare und Verkauf von Backwaren, welche veranstaltet wurden, um Geld für ein bevorstehendes Projekt zu sammeln.

 

Der speziellste und innovativste Anlass war am 7. September 1947, als der Frauenverein auf dem Walkringenmoos einen Flugtag organisierte:

Im Anzeiger wurde eine Sammlung für Eier, Mehl und verschiedene Sachen publiziert. Zudem wurden Bettelbriefe an die Geschäfte aus der Umgebung für Tombolapreise verschickt. Auch die Schule erstellte Tombolapreise. So kam ein Betrag von Fr. 2’344.50 zusammen, mit dem der Flugtag finanziert wurde. Die Einnahmen vom Flugtag wurden dem Fortbildungsfond überwiesen.


 Flugtag des Frauenvereins 1947

(Foto: Sammlung Flückiger, HR_Röthlisberger0005)

Mittlerweile dürfen wir auf mehr als 90 Vereinsjahre zurückblicken, in denen unzählige Anlässe und Kurse organisiert worden sind, die immer wieder zu vielfältigen, schönen Erlebnissen und Begegnungen geführt haben.

 

Im Frauenverein Walkringen waren alle Vereinsjahre bewegte, lebendige Jahre. Trotzdem so scheint es, verändert sich die Welt in letzter Zeit immer schneller. Internet, Smartphones, Digitalisierung allgemein, haben uns innert kürzester Zeit in neue Sphären katapultiert. Man ist vernetzt, Social Media, Homepages, Chatgruppen… Benachrichtigungen und Mitteilungen können innert kürzester Zeit erfolgen – auch im Frauenverein. Wir sind stolz, den Anschluss nicht verpasst zu haben! Trotz allem ist es uns ein grosses Anliegen, unsere gesunde Bodenständigkeit nicht zu verlieren, gerade auch im Hinblick auf unsere älteren Mitglieder, welche die ganze digitale Vernetzung nur zum Teil oder überhaupt nicht mitgemacht haben.

 

Unser Tätigkeitsprogramm mit vielen verschiedenen Anlässen und Kursen soll ALLE ansprechen, ALLE sollen sich darin wiederfinden und nach Lust und Laune mitmachen können.

 

Der Frauenverein Walkringen ist ein lebendiger Verein, welcher getreu dem Gründungsprotokoll nach wie vor das Ziel hat, die «Frauen und Töchter» in der Gemeinde zusammenzuführen, was – vermutlich gerade in unserer Zeit – immer wichtiger wird.